otorbaev9_TUR PresidencyMurat CetinmuhurdarAnadolu Agency via Getty Images_turkic council meeting TUR PresidencyMurat CetinmuhurdarAnadolu Agency via Getty Images

Eine perfektere Türkische Union?

BISHKEK – Ich erinnere mich noch lebhaft an meine erste Reise in die Türkei im Jahr 1993. Nach dem die Sowjetunion zwei Jahre zuvor zusammengebrochen war, erhielten wir Kirgisen Zugang zu einer Welt, die wir uns bis dahin nur vorstellen konnten. Wir alle hatten türkische Verwandte irgendwo im Westen, zu denen wir den Kontakt verloren hatten. Und auf türkischer Seite gab es eine ähnliche emotionale Reaktion: Die Türkei war der erste Staat, der die Unabhängigkeit meines Landes und der anderen zentralasiatischen Sowjetrepubliken anerkannte.

Als ich nun auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul ankam, ging ich auf normale Türken zu und versuchte, mit ihnen zu sprechen. Zu meiner Enttäuschung haben wir uns nicht verstanden. Mir wurde klar, dass trotz der Ähnlichkeit vieler Elemente unserer jeweiligen Sprachen die Unterschiede in der Aussprache und die vielen persischen, arabischen und lateinischen Wörter, die Teil des modernen Türkisch geworden waren, mich daran hinderten, mich mit diesen Menschen frei zu verständigen. Trotz einer gemeinsamen Kultur und gemeinsamer Traditionen hatte die Geschichte die türkischsprachigen Menschen nicht nur geografisch und sprachlich, sondern auch im Wesen getrennt.

Doch in den 30 Jahren seit der Unabhängigkeit der ehemals sowjetischen Turkstaaten hat eine allmähliche kulturelle Annäherung stattgefunden, und die Großmächte nehmen dies zunehmend zur Kenntnis. Der jüngste Schritt wurde auf einem Gipfel in Istanbul im November vollzogen, als sich die sieben Mitglieder des Kooperationsrats der turksprachigen Staaten – Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, die Türkei und Usbekistan sowie Ungarn und Turkmenistan als Beobachter – in Organisation der Turkstaaten (OTS) umbenannten.

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