Paul Krugman and David Cameron Wikimedia Commons

Krugmans widersprüchliche Kritik an Cameron

NEW YORK – Es ist wirklich merkwürdig, Paul Krugmans wiederholte schriftliche Attacken gegen die britische Regierung zu lesen. Seine jüngste Tirade beginnt mit der Behauptung, dass „die britische Wirtschaftsleistung seit Beginn der Finanzkrise erstaunlich schlecht war.“ Er kritisiert Premierminister David Camerons Regierung für ihre „armselige wirtschaftliche Bilanz“ und fragt sich, wie er und sein Kabinett wohl als „Hüter des Wohlstands“ auftreten können.

Hm. In den letzten Monaten hat Krugman wiederholt die wirtschaftliche Erholung der USA  unter Präsident Barack Obama gelobt und gleichzeitig die Bilanz Großbritanniens kritisiert. Ein direkter Vergleich der beiden Ökonomien zeigt allerdings, dass ihre Entwicklung weitgehend ähnlich verläuft, wobei Großbritannien die Vereinigten Staaten hinsichtlich bestimmter Indikatoren übertrifft.

Man denke zunächst an die Arbeitslosenrate. Im vierten Quartal 2007 lag die Arbeitslosigkeit in Großbritannien bei 5,2 Prozent. Als Camerons Regierung im Mai 2010 ihr Amt antrat, betrug der Wert 7,9 Prozent. Im jüngsten Berichtszeitraum (November 2014 bis Januar 2015) wies man eine Arbeitslosenrate von 5,7 Prozent auf. In den USA lag der entsprechende Wert im vierten Quartal 2007 bei 4,8 Prozent, von März bis Mai 2010 bei 9,8 Prozent und im Zeitraum von November 2014 bis Januar 2015 bei 5,7 Prozent. Somit befindet sich die Arbeitslosenrate in beiden Ländern leicht über dem Niveau aus der Zeit vor der Krise (bis Ende 2007), wobei sich im Verlauf des Konjunkturzyklus von Ende 2007 bis heute keine signifikanten Nettounterschiede ergeben.

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