FRANKFURT – Die Europäische Zentralbank steckt mitten in einem großen, riskanten Experiment. Die Leitzinsen liegen seit nunmehr sechs Jahren in Nullpunktnähe. Die Finanzmärkte schwimmen in Liquidität. Das Krisenmanagement hat zu erheblichen Marktverzerrungen geführt, wobei die Entwicklung einiger Segmente nicht länger durch die wirtschaftlichen Rahmendaten erklärbar ist. Die unbeabsichtigten Folgen dieser Politik zeichnen sich immer deutlicher ab – und werden angesichts des Ausstiegs der US Federal Reserve aus der ultralockeren Geldpolitik nach 2008 noch greifbarer werden.
Und doch ist die Krise in Europa, wie die Entscheidungen des EZB-Rates vom Juni und September zeigen, noch lange nicht ausgestanden. Dies spiegelt zwei Faktoren wider: den unzureichenden Ehrgeiz bei der Umsetzung unerlässlicher Bilanzkorrekturen und langsame – in Frankreich und Italien verschwindend geringe – Fortschritte bei der Restrukturierung der nationalen Volkswirtschaften Europas.
Die Entscheidung der EZB, die geldpolitischen Impulse noch auszuweiten, ist deshalb als Akt der Verzweiflung zu betrachten. Ihr Leitzins wurde auf 0,05% abgesenkt, der Einlagenzins ist negativ, und zielgerichtete längerfristige Refinanzierungsgeschäfte sollen die Kreditvergabe durch die Banken unterstützen. Zudem soll der Markt für Asset Backed Securities durch ASB-Käufe wiederbelebt werden. All dies soll die Märkte mit Liquidität überfluten, die Bilanz des Eurosystems um 700 Mrd. Euro ausweiten und eine Rückkehr zu einem Bilanzvolumen wie Anfang 2012 bewirken.
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Rather than seeing themselves as the arbiters of divine precepts, Supreme Court justices after World War II generally understood that constitutional jurisprudence must respond to the realities of the day. Yet today's conservatives have seized on the legacy of one of the few justices who did not.
considers the complicated legacy of a progressive jurist whom conservatives now champion.
In October 2022, Chileans elected a far-left constitutional convention which produced a text so bizarrely radical that nearly two-thirds of voters rejected it. Now Chileans have elected a new Constitutional Council and put a far-right party in the driver’s seat.
blames Chilean President Gabriel Boric's coalition for the rapid rise of far right populist José Antonio Kast.
FRANKFURT – Die Europäische Zentralbank steckt mitten in einem großen, riskanten Experiment. Die Leitzinsen liegen seit nunmehr sechs Jahren in Nullpunktnähe. Die Finanzmärkte schwimmen in Liquidität. Das Krisenmanagement hat zu erheblichen Marktverzerrungen geführt, wobei die Entwicklung einiger Segmente nicht länger durch die wirtschaftlichen Rahmendaten erklärbar ist. Die unbeabsichtigten Folgen dieser Politik zeichnen sich immer deutlicher ab – und werden angesichts des Ausstiegs der US Federal Reserve aus der ultralockeren Geldpolitik nach 2008 noch greifbarer werden.
Und doch ist die Krise in Europa, wie die Entscheidungen des EZB-Rates vom Juni und September zeigen, noch lange nicht ausgestanden. Dies spiegelt zwei Faktoren wider: den unzureichenden Ehrgeiz bei der Umsetzung unerlässlicher Bilanzkorrekturen und langsame – in Frankreich und Italien verschwindend geringe – Fortschritte bei der Restrukturierung der nationalen Volkswirtschaften Europas.
Die Entscheidung der EZB, die geldpolitischen Impulse noch auszuweiten, ist deshalb als Akt der Verzweiflung zu betrachten. Ihr Leitzins wurde auf 0,05% abgesenkt, der Einlagenzins ist negativ, und zielgerichtete längerfristige Refinanzierungsgeschäfte sollen die Kreditvergabe durch die Banken unterstützen. Zudem soll der Markt für Asset Backed Securities durch ASB-Käufe wiederbelebt werden. All dies soll die Märkte mit Liquidität überfluten, die Bilanz des Eurosystems um 700 Mrd. Euro ausweiten und eine Rückkehr zu einem Bilanzvolumen wie Anfang 2012 bewirken.
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