Indiens China-Syndrom

Cambridge: Es könnte durchaus sein, daß Indien in den kommenden Jahren ein von der Weltöffentlichkeit kaum vermutetes Kapitel in der Geschichte der Weltwirtschaft schreibt. Bislang war das Land, ungeachtet einer Einwohnerzahl von etwa 1 Milliarde Menschen – immerhin ein Sechstel der Weltbevölkerung – und auch unbeschadet der Tatsache, daß Indien der Welt größte Demokratie ist, auf den Radarschirmen der meisten der Weltwirtschaftsbeobachter allerdings nicht in Erscheinung getreten. Das mag sich bald ändern, denn Indien ist in Bewegung gekommen. Bleibt das Land auf dem bisher verfolgten Reformkurs, dann hat es alle Aussicht, binnen weniger Jahre zu den Ländern mit dem rapidesten Wirtschaftswachstum in der Welt zu gehören. Ineins mit dem wirtschaftlichen Erfolg wird Indiens politischer Einfluß in der Welt zunehmen, und das ist gut für die Sache der Demokratie und gut für die Weltwirtschaft.

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