Ernten des Hungers

New York: Nahrungsmangel ist selten der Grund, warum Menschen hungern müssen. Selbst derzeit gibt es in der Welt angesichts einer Rekordernte in diesem Jahr ausreichend Lebensmittel. Nur kann eine wachsende Anzahl von Menschen sich die Lebensmittel, die sie brauchen, nicht leisten. Diese zunehmende Krise in Angriff zu nehmen, ist das Ziel der Globalen Konferenz zur Lebensmittelsicherheit vom 3.-5. Juni in Rom.

Selbst vor dem jüngsten steilen Anstieg der Lebensmittelpreise litten schätzungsweise eine Milliarde Menschen unter chronischem Hunger und weitere zwei Milliarden unter Mangelernährung – was die Gesamtzahl der Menschen ohne gesicherte Lebensmittelversorgung auf etwa drei Milliarden bringt, fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Achtzehntausend Kinder sterben täglich an direkten oder indirekten Folgen von Mangelernährung. Und offensichtlich ist, dass die jüngsten Preisanstiege bei Lebensmitteln die Zahl der Hungerleidenden weiter in die Höhe treiben dürfte.

Es ist dringend erforderlich, die Finanzierung bestehender Lebensmittelhilfsprogramme aufzustocken, um der wachsenden Lebensmittelnachfrage zu begegnen, weitere soziale Unruhen zu vermeiden und sicherzustellen, dass die Bauern für die nächste Pflanzsaison benötigte kostenträchtigere landwirtschaftliche Inputfaktoren erhalten. Doch dürfen wir bei unserer Reaktion auf die aktuelle, durch den Anstieg der Lebensmittelpreise bedingte humanitäre Notlage nicht die längerfristigen Probleme aus den Augen verlieren, die in den letzten Jahrzehnten die Sicherheit der Lebensmittelversorgung untergraben haben. Es bedarf eindeutig dringend eines „New Deal“ bei der Lebensmittelsicherheit.

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