Vorwärts zum Putinismus

MOSKAU-NIZNY NOVGOROD-NOVOSIBIRSK: “Vorwärts zum Kommunismus!” Dieses Schlagwort bestimmte das Nichtstun der Breschnew-Ära mit ihrer Stagnation und machte sie auf zynische Weise lächerlich. Gegenwärtig wird Russland durch eine Art Déjà�vu im Hinblick auf diese Jahre gemartert. Unter Jelzin herrschte – trotz des Chaos eines schwachen Marktes und einer noch schwächeren Demokratie – eine Übereinkunft darüber, dass die Dinge sich vorwärts bewegen. Doch nun haben viele Russen keine Ahnung, wohin sie sich nach vorne oder nach hinten bewegen – wenn sie sich denn überhaupt bewegen.

Das kürzliche Wiedereinsetzen der alten sowjetischen Nationalhymne durch Präsident Putin war einer der ersten Hinweise darauf, dass die Russen in die Zukunft zurück marschieren. Obwohl Putin den Anstand besaß, den Text der Hymne ändern zu lassen, hat er den Sowjetgeist beibehalten: „großes Russland, für immer vereint.” Im Anschluss hat der Bundesnachrichtendienst (der ehemalige KGB) das Jubiläum seiner Abteilung für den Auslandsdienst – also der Abteilung der Spione – begangen; eine Träumerei, an der auch ein bestimmter ehemaliger Angestellter mit Namen Putin teilnahm.

Dem folgte eine Aktionärsversammlung von RAO UES (Vereinigte Energiesysteme), dem russischen Energiegiganten, dem heute der vom Reformer zum Oligarchen gewandelte Anatoly Tschubais vorsteht. Das Treffen war als ein Zeichen für das neue, geschäftsfreundliche Klima Russlands gemeint, doch der Banner, der über dem Saal hing – „Lang lebe der 80. Jahrestag des GOELRO-Plans von Wladimir Lenin” – hat diese Absicht der Lächerlichkeit preisgegeben.

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