varoufakis87_ Zheng HuansongXinhua via Getty Images_euros Zheng HuansongXinhua via Getty Images

Wie der Euro Europa spaltete

ATHEN – In diesem Monat vor zwanzig Jahren wurde die europäische Einheitswährung mit der Einführung physischer Euro-Banknoten und -Münzen greifbare Realität. Aus diesem Anlass veröffentlichen die Finanzminister der Eurozone eine gemeinsame Erklärung, in der die Währung als „eine der greifbarsten Errungenschaften europäischer Integration“ bezeichnet wird.   In Wahrheit allerdings hat der Euro die europäische Integration überhaupt nicht vorangebracht. Ganz im Gegenteil.

Der Hauptgrund für die Einführung des Euro bestand darin, die Integration durch die Eliminierung der Kosten für Währungskonvertierungen und - noch wichtiger - des Risikos destabilisierender Abwertungen zu erleichtern. Dies – so wurde den Menschen in Europa versprochen – würde den grenzüberschreitenden Handel fördern. Der Lebensstandard würde sich angleichen. Die Konjunkturzyklen würden gedämpfter ausfallen. Es gäbe mehr Preisstabilität. Und Investitionen innerhalb der Eurozone würden insgesamt zu einem rascheren Produktivitätswachstum und zu konvergierendem Wachstum zwischen den Mitgliedsländern führen. Kurzum, der Euro würde die freundliche Germanisierung Europas untermauern.

Zwanzig Jahre später hat sich keines dieser Versprechen erfüllt. Seit Gründung der Eurozone ist der Handel innerhalb ihrer Grenzen um 10 Prozent gestiegen. Dieser Anstieg fällt allerdings deutlich geringer aus, als das Wachstum im Welthandel im Ausmaß von 30 Prozent und der mit 63 Prozent noch deutlichere Anstieg des Handels zwischen Deutschland und drei EU-Mitgliedsländern, die den Euro nicht eingeführt haben: Polen, Ungarn und die Tschechische Republik.  

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