Der IWF als Anker des globalen Finanzsystems

Die aktuellen Turbulenzen auf den Finanzmärkten haben Schwächen innerhalb des globalen Finanzsystems aufgedeckt, von denen viele bekannt waren, ohne dass jedoch etwas gegen sie unternommen wurde. Diese Untätigkeit spiegelt die zunehmende Komplexität und Interdependenz des globalen Finanzsystems und das Fehlen eines wirksamen Ankers für Finanzstabilität wieder. Um das Vertrauen in die Finanzmärkte wiederherzustellen, bedurfte es Liquiditätsspritzen wichtiger Notenbanken. Zwar waren diese wie es scheint erfolgreich, doch bleibt die Frage, ob diese Turbulenzen hätten vermieden bzw. ihre Auswirkungen abgemildert werden können.

Der IWF kann hierbei eine wichtige Rolle übernehmen. Grund dafür ist seine eigene wahrhaft globale Perspektive, die sowohl hoch entwickelte Volkswirtschaften als auch Schwellen- und Entwicklungsländer einschließt, die zunehmend in das globale Finanzsystem eingebunden werden. Darüber hinaus konzentriert sich der IWF nicht auf die Finanzmärkte per se , aber verfügt über eine einzigartige Expertise, was die Verknüpfungen zwischen realer Wirtschaft und Finanzwirtschaft angeht. Und schließlich ist die Perspektive des IWF universell und reicht über Sektoren- und Marktgrenzen hinaus.

Bisher hat der Währungsfonds seine einzigartige Position nicht vollständig ausgeschöpft, da er häufig zu passiv dabei war, auf seine Mitglieder zuzugehen, klare Botschaften an sie zu versenden und Empfehlungen an sie auszusprechen. Die gegenwärtigen Turbulenzen auf den Finanzmärkten jedoch haben Regulierungs- und Aufsichtslücken und Verständnismängel in Bezug auf die internationalen Verknüpfungen aufgezeigt, die nach einer globalen Antwort rufen.

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