Die neuen Buhmänner des Finanzkapitalismus

Durch die Subprime-Krise traten die wachsenden Befürchtungen hinsichtlich der Sovereign Wealth Funds (SWFs) als die neuen Buhmänner des internationalen Finanzkapitalismus in den Hintergrund. Allerdings werden diese Ängste wiederkehren, sobald die Subprime-Krise abgeflaut ist. Denn die Entwicklung dieses riesigen und schnell wachsenden Bereichs staatlicher Investmentgesellschaften könnte Auswirkungen haben, die sogar noch weit reichender und mit Sicherheit politisch sensibler sind, als die hoffentlich vorübergehenden Kalamitäten aufgrund der Subprime-Krise.

Wenn diese SWFs so weiterwachsen, werden ihre Investitionen das relative Gewicht des Staates und privat kontrollierter Vermögenswerte in entwickelten Ökonomien permanent verändern. Laut Morgan Stanley wird erwartet, dass die SWFs bis zum Jahr 2015 zwölf Billionen Dollar unter Verwaltung haben werden, verglichen mit 2,5 Billionen Dollar heute. Beide Summen lassen die von Hedgefonds und Private-Equity-Gruppen kontrollierten Beträge kümmerlich erscheinen. Damit werden in den kommenden Jahren einige der finanzstärksten Investoren – sowohl passiver wie strategischer Art – staatliche Institutionen sein. Dass die größten dieser Institutionen sich in China, im Russland Wladimir Putins und in einigen instabilen Ölstaaten befinden, ist ein zusätzlicher Grund zur Sorge dabei.

Das Wachstum der SWFs ist eine direkte Folge der Akkumulation von mehr als fünf Billionen Dollar an Devisenreserven durch die Schwellenländer Asiens sowie die öl- und rohstoffexportierenden Länder. Aufgrund der Leistungsbilanzüberschüsse dieser Länder sowie ihrer enormen Kapitalzuflüsse haben die jeweiligen Währungsbehörden versucht, eine Aufwertung ihrer nationalen Währungen zu verhindern, um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Industrien zu gewährleisten.

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