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Wenn zwei sich streiten, freut sich Putin

BERLIN – Die deutsch-französischen Beziehungen waren schon immer kompliziert und zu keiner Zeit konflikt- und spannungsfrei, da sie, bei aller Einsicht in die im Interesse Europas notwendige Kooperation dieser beiden Schlüsselnationen der Europäischen Union, die bestehende Rivalität dieser annähernd gleich starken Nationen nicht ausschalten konnten. Deutschland war von 1945 bis 1989 geteilt, aber wirtschaftlich stark, Frankreich militärisch und kulturell stark, mit einer ungebrochenen Machttradition.

Deutschland war das genaue Gegenteil davon mit einer gescheiterten Machttradition, einer Geschichte nicht nationaler Größe, sondern einer Geschichte voller Katastrophen und des völligen moralischen Bankerotts als Staat und Kultur, durch den Völkermord an den europäischen Juden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Kurz gesagt: Die Deutschen hatten ihren Hitler, der sie ins ultimative Verderben geführt hatte, die Franzosen ihren de Gaulle, den Retter der Nation in ihrer dunkelsten Stunde.

Beiden Nationen gemein war eine zu endlosen Kriegen führende „Erbfeindschaft“, die nach dem Zweiten Weltkrieg überwunden werden musste, sollte das besiegte und geteilte Deutschland erfolgreich in eine europäische Friedensordnung integriert werden, und zukünftige deutsch-französische Kriege ausgeschlossen werden sollten, was mit der Gründung von NATO und EWG gelungen war und mit dem 3. Oktober 1989, dem Tag der deutschen Wiedervereinigung, seinen Abschluss gefunden hatte.

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