Sparsames Wachstum?

WASHINGTON, DC – Auf den Aufruf des neu gewählten französischen Präsidenten François Hollande nach einer stärker wachstumsorientierten Politik reagierte die deutsche Regierung mit der Aussage, es dürfe keine Änderung an den Sparprogrammen der Eurozone geben. Vielmehr sollten wachstumsfördernde Maßnahmen wie höhere Kreditvergabe durch die Europäische Investitionsbank oder die Ausgabe gemeinsam garantierter Projektanleihen für bestimmte Investitionen zu diesen Programmen “hinzugefügt” werden.

In- und außerhalb von Deutschland sind viele der Meinung, es sei sowohl Sparsamkeit als auch Wachstum nötig, und für eine stärkere Betonung des Wachstums müssten keine Abstriche beim Sparen gemacht werden. Das Drama um die anhaltende Krise der Eurozone hat die Aufmerksamkeit auf Europa gelenkt, aber das Ergebnis der dortigen Debatte um Sparen und Wachstum geht auch andere an, einschließlich der Vereinigten Staaten.

Drei wichtige Punkte müssen berücksichtigt werden. Zuerst wird in einer Situation weit verbreiteter Arbeitslosigkeit und Überkapazitäten die kurzfristige Produktion in erster Linie durch die Nachfrage bestimmt, und nicht durch das Angebot. In den Mitgliedstaaten der Eurozone ist auf der nationalen Ebene nur Haushaltspolitik möglich, da die Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank kontrolliert wird. Und stärkeres kurzfristiges Wachstum erfordert tatsächlich eine Verlangsamung der Reduzierung von Haushaltsdefiziten.

https://prosyn.org/sxjYGR2de