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Kapitalismus auf Dopamin

MENLO PARK – Hier im Silicon Valley ist es ein offenes Geheimnis, dass zahllose Unternehmen und Startups an Möglichkeiten arbeiten, Menschen in Roboter zu verwandeln, um sie kontrollieren zu können. Zunehmend konzentriert sich die Industrie nicht mehr so sehr auf Technologien, als vielmehr auf etwas, was man „Vermarktung von Persönlichkeitsstörungen“ nennen könnte. Es werden Techniken entwickelt und verbreitet, die auf der Tatsache beruhen, dass für das menschliche Gehirn alle Freuden mehr oder weniger gleich sind – ob sie nun von einem Gewinn am Spieltisch, einer Dosis Kokain oder „Likes“ in den sozialen Medien ausgelöst werden.

Dies ist der Grund, warum die mächtigen Konzerne (und manchmal auch Regierungen), die das Internet kontrollieren, in den letzten Jahrzehnten nicht mehr nur zufällig oder unbewusst menschliche „Roboter“ geschaffen haben, sondern ganz bewusst. Entgegen der üblichen Warnungen vor Künstlicher Intelligenz und Automatisierung stammt die größte Bedrohung für die Menschheit nicht von unseren Maschinen, sondern von den Menschen, die sie entwerfen.

Diejenigen, die unser heutiges technologisches Zeitalter prägen, haben das Vertrauen der Öffentlichkeit verspielt, indem sie amoralische oder gar unmoralische Unternehmensmodelle verfolgen. Wie die Tabak- und Kasinoindustrie erzeugen und fördern sie gezielt das Suchtverhalten der Menschen, um damit Gewinne zu machen. Im Jahr 2000 war der Durchschnittsamerikaner 9,4 Stunden pro Woche online; heute sind es einigen Schätzungen zufolge 30 Stunden. Und im Zuge der Entwicklung des Internet der Dinge und der virtuellen Realität im Konsumbereich ist es leicht vorstellbar, dass wir bald 75% des Tages in virtuellen Räumen verbringen, die dazu dienen, unser Verhalten zu manipulieren.

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