Pregnant woman

Zika-Virus und reproduktive Rechte

NEW YORK – Mücken kennen keine Grenzen, und für die Angst gilt dasselbe. Während Gesundheitsexperten das Zika-Virus bekämpfen, verbreitet sich weltweit zunehmend Panik. Doch die Krise hat zwei wichtige Wahrheiten ans Licht gebracht.

Die erste Offenbarung ist, wie heruntergewirtschaftet die öffentlichen Gesundheitssysteme inzwischen sind, und zwar nicht nur in Lateinamerika. Das hat sich nicht zufällig so ergeben. Es ist größtenteils das Ergebnis des seit 1980 ausgeübten Drucks von Kreditgebern wie dem Internationalen Währungsfonds auf die Entwicklungsländer, im Gegenzug für vergünstigte Kredite die Ausgaben im sozialen Bereich, einschließlich der Gesundheitsausgaben, zu senken. In Brasilien und anderswo hätten die staatlichen Behörden bekannte, kostengünstige Maßnahmen umsetzen können, um von Mücken übertragene Krankheiten unter Kontrolle zu halten, aber sie haben es nicht getan. Die Zeche zahlen ihre am stärksten betroffenen Bürger, die zumeist arm sind.

Zweitens hat die Zika-Epidemie mit schmerzlicher Deutlichkeit eine weitere katastrophale Bedrohung für die öffentliche Gesundheit aufgezeigt: die Tatsache, dass Frauen ihre reproduktiven Rechte vorenthalten werden. Auch in dieser Hinsicht entziehen sich die Regierungen ihrer Verantwortung, und das häufig auf groteske Weise. Der vermeldete steile Anstieg an Fällen von Mikrozephalie – einer Missbildung bei Neugeborenen – in vom Virus betroffenen Gebieten hat dazu geführt, dass die Regierungen von Brasilien, Kolumbien, Ecuador und El Salvador ihre Bürgerinnen gewarnt haben, „nicht schwanger zu werden“.

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