Für ein Ende der Geschichtskriege in Ostasien

TOKIO – Georges Clemenceau, der als französischer Premierminister sein Land zum Sieg im Ersten Weltkrieg führte, sagte bekanntlich einst: „Krieg ist zu wichtig, um ihn den Generälen zu überlassen.” Japan erkennt gerade, dass auch die Geschichte zu wichtig ist, um sie Zeitungsredakteuren zu überlassen.

In den 1990er Jahren löste die japanische Tageszeitung Asahi Shimbun sowohl im eigenen Land als auch in Südkorea heftige Kontroversen aus, als man auf Grundlage der Aussagen des ehemaligen japanischen Soldaten  Seiji Yoshida eine Artikelserie über „Trostfrauen“ veröffentlichte - koreanische Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs zu sexuellen  Dienstleistungen für die Kaiserliche Japanische Armee gezwungen wurden. Mittlerweile räumte Asahi ein, dass die Äußerungen des Soldaten haltlos waren und man distanzierte sich von den damals für die Artikel vorgelegten zentralen Beweisen.

Dieser Widerruf scheint in Japan und Südkorea heute ebenso viel Betroffenheit – und  diplomatische Ressentiments – zu verursachen wie die ursprüngliche Artikelserie. Doch in Zeiten, da es sich beide Länder nicht leisten können, ihre bilateralen Beziehungen durch einen voreingenommenen oder schlampigen Umgang mit der Geschichte zu trüben, zeigt sich, dass Asahis fahrlässige Arbeit mehr als nur miserabler Journalismus war; es wurde damit auch ein gefährliches Element in die  regionale Diplomatie eingeführt.  

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