Russia victory parade tanks Dai Tianfang/ZumaPress

Putins Parade

NEW YORK – Die Maiparade in Moskau aus Anlass des 70. Jahrestages der Beendigung des Zweiten Weltkrieges verspricht, die größte derartige Feier seit Zusammenbruch der Sowjetunion zu werden. Rund 16.000 Soldaten, 200 Panzerfahrzeuge und 150 Flugzeuge und Hubschrauber sollen über den Roten Platz rollen bzw. darüber hinweg fliegen. Es wird eine Kulisse, die sowjetischen Staats- und Parteichefs wie Leonid Breschnew und Nikita Chruschtschow, die vom Lenin-Mausoleum aus derartige Paraden abnahmen, durchaus vertraut wäre.

Doch obwohl Russlands Verbündete im Zweiten Weltkrieg aus Europa und Nordamerika stammten, werden an den diesjährigen Feierlichkeiten keine westlichen Staats- oder Regierungschefs teilnehmen – was die westliche Ablehnung von Putins Invasion in der Ukraine und seiner Annexion der Krim widerspiegelt. Stattdessen werden zu Putins hochrangigen Gästen führende Politiker aus China, Indien und Nordkorea gehören, was zeigt, wie wenige Freunde Russland dieser Tage tatsächlich noch hat.

Der surreale Charakter dieses Zusammenkommens spiegelt die zunehmend bizarre Beschaffenheit des Putin-Regimes wider. Tatsächlich erinnert das heutige Russland den Betrachter an die letzte Fortsetzung der X-Men-Filmreihe,„Zukunft ist Vergangenheit“. Genau wie sich die X-Men in dem Film mit jüngeren Versionen ihrer selbst zusammentun, um der Menschheit eine Zukunft zu gewährleisten, orientiert sich der Kreml heute in dem, was er als zeitgenössischen Überlebenskampf des Landes betrachtet, an Russlands sowjetischer Vergangenheit.

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