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Der Terror und die Taliban

LONDON – Mit dem überstürzten Rückzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan hat US-Präsident Joe Biden einen schweren Fehler gemacht, zumindest nach Meinung vieler Beobachter. Der Führer der Opposition im US-Senat Mitch McConnell zum Beispiel nannte die schnelle Eroberung des Landes durch die Taliban „eine noch schlimmere Wiederauflage des demütigenden Falls von Saigon im Jahr 1975.“ Spitzengeneräle, Konservative und selbst manche Liberalen in den USA erwarten, dass durch diese Wiederauflage auch der internationale Terrorismus zurückkehrt.

Die Logik ist simpel. Als militante islamistische Gruppierung werden die Taliban al-Qaida – und möglicherweise auch anderen extremistischen Gruppen wie dem Islamischen Staat (IS) – einen Rückzugsraum bieten, in dem diese neue Mitglieder rekrutieren und ausbilden und Anschläge im Westen planen können. McConnell warnt, al-Qaida und die Taliban würden nächsten Monat zur Feier des 20. Jahrestags der Terrorangriffe vom 11. September 2001 „die [US]-Botschaft in Kabul niederbrennen.“

Diese Einschätzung hat jedoch ein Manko: sie geht davon aus, dass zwischen die Taliban und al-Qaida kein Blatt passt. In Wirklichkeit haben beide Gruppierungen zwar eine ähnliche religiöse Ideologie und Weltanschauung, jedoch ganz unterschiedliche Ziele.

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