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Werden Europas Volkswirtschaften wieder Fuß fassen?

STOCKHOLM: Wie wird Europas Wachstumsentwicklung nach der Finanzkrise aussehen? Für einige Europäer – die noch immer nervös sind, dass ihre Volkswirtschaften und Bankensysteme zusammenbrechen könnten – ist dies ein bisschen, als frage man die Reisenden an Bord der Titanic, was sie bei ihrer Ankunft in New York zu tun dächten. Doch es ist eine entscheidende Frage, insbesondere, da Europa von außen, etwa von den USA und dem Internationalen Währungsfonds, derart stark unter Druck gesetzt wurde, sich auf eine kurzfristige, keynesianische Konjunkturpolitik zu konzentrieren.

Es stimmt, die Lage ist im Moment ziemlich schlimm. Das Einkommen der europäischen Länder wird den Prognosen zufolge in diesem Jahr um erschütternde 4% fallen. Die Arbeitslosigkeit wird in Kürze fast überall auf dem Kontinent zweistellige Werte annehmen, und es sieht aus, als ob die Arbeitslosenquote in Spanien und Lettland die Marke von 20% übersteigen wird. Europas Bankensystem bleibt angeschlagen, trotz der Tatsache, dass viele nationale Regierungen sich sehr bemüht haben, die Schwierigkeiten ihrer Banken zu verbergen.

Doch schlimm oder nicht, die Rezession wird letztlich vorbeigehen. Ja, es besteht nach wie vor die echte Gefahr, einen Eisberg zu rammen. Möglich wäre etwa die Zahlungsunfähigkeit eines baltischen Landes und dann eine Panik, die sich zunächst nach Österreich und in einige nordische Länder ausweitet. Doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint eine komplette Kernschmelze deutlich weniger wahrscheinlich als eine allmähliche Stabilisierung, gefolgt von einer lauwarmen Konjunkturerholung mit steil ansteigenden Schulden und anhaltend hoher Arbeitslosigkeit.

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