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Warum die Rettung Griechenlands gescheitert ist

CAMBRIDGE – Was man angesichts des Fortschreitens der griechischen Krise verstehen muss, ist, dass ein strukturelles Anpassungsprogramm nur erfolgreich sein kann, wenn auch das betroffene Land es sich voll zu eigen macht. Daher fällt es – selbst wenn die Verhandlungsführer die aktuellen Problempunkte überwinden sollten – schwer, auf die Umsetzung des Vereinbarten zu vertrauen, solange die Griechen nicht selbst dahinterstehen. So jedenfalls die bisherige Erfahrung. Und ohne Strukturreformen gibt es kaum Chancen, die griechische Volkswirtschaft nachhaltig zu stabilisieren und auf Wachstumskurs zu bringen – nicht zuletzt, weil die offiziellen Kreditgeber nicht bereit sind, Griechenland ohne Reformen weiter deutlich mehr Geld zur Verfügung zu stellen, als es zu zahlen aufgefordert wird (was während des Großteils der Krise der Fall war, auch wenn diese Tatsache in der weltweiten Berichterstattung untergegangen ist).

Griechenlands EU-Mitgliedschaft gibt seinen Gläubigern beträchtlichen Einfluss, aber offensichtlich nicht genug, um einen grundlegenden Unterschied zu machen. Griechenland bleibt ganz klar ein souveränes Land, kein halbsouveräner Teilstaat. Die „Troika“ der Kreditgeber – der Internationale Währungsfonds, die EZB und die Europäische Kommission – haben schlicht nicht den Einfluss auf Griechenland, den etwa die Municipal Assistance Corporation gegenüber New York City hatte, als die Stadt Mitte der 1970er Jahre am Rande des Zusammenbruchs stand.

Die besten strukturellen Anpassungsprogramme sind jene, bei denen die Regierung des Schuldnerlandes Reformvorschläge macht und der IWF hilft, ein maßgeschneidertes Programm zu konzipieren, und ihr dann politisch bei dessen Umsetzung Rückendeckung gibt. Einem Land Änderungen von außen aufzuzwingen ist schlicht keine effektive Option. Damit Reformen greifen können, müssen die griechische Regierung und die Griechen selbst von ihnen überzeugt sein.

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