Sollte die Beschäftigung ein Thema der Zentralbanken sein?

WASHINGTON – Am 12. Dezember 2012 verkündete der Chef der amerikanischen Notenbank, dass die Fed die Zinssätze bei fast Null belassen werde, bis die Arbeitslosenzahl auf 6,5 Prozent sinke, vorausgesetzt, die Inflationserwartungen blieben verhalten. Obwohl die Satzung der amerikanischen Notenbank, anders als die der Europäischen Zentralbank, ausdrücklich ein Mandat zur Unterstützung der Beschäftigung enthält, knüpft diese Ankündigung zum ersten Mal die Zinspolitik der Fed an ein konkretes Beschäftigungsziel. Das ist ein willkommener Durchbruch, und einer, der von anderen nachgeahmt werden sollte – nicht zuletzt von der EZB.

Die Satzungen von Zentralbanken unterscheiden hinsichtlich der Ziele, die sie für die Geldpolitik festlegen. Preisstabilität wird immer genannt. In vielen findet sich ein Verweis auf die allgemeinen Wirtschaftsbedingungen, einschließlich Wachstum und Beschäftigung oder Finanzstabilität. Einige geben der Zentralbank die Befugnis, ein einseitiges Inflationsziel festzusetzen, andere schreiben bei der Festlegung dieses Ziels die Zusammenarbeit mit der Regierung vor.

Es gibt jedoch kein jüngeres Beispiel einer größeren Zentralbank, die ein konkretes Beschäftigungsziel nennt. Das dürfte sich ändern, wenn das wahre Ausmaß der Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die entwickelten Volkswirtschaften deutlicher wird. Schwache Arbeitsmärkte, niedrige Inflation und ein Schuldenüberhang weisen darauf hin, dass die Prioritäten grundsätzlich neu festgelegt werden müssen. Aus Japan signalisiert der designierte Premierminister Shinzo Abe dieselben Sorgen, obwohl er offenbar für die japanische Notenbank  anstatt einer Verpflichtung auf Wachstum ein „Mindestinflationsziel“ zu befürworten scheint.

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