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Was spaltet die Nato?

BERLIN – Wenn US-Präsident Donald Trump am 31. August in Polen eintrifft, wird er von der Regierung des Landes mit Sicherheit begeistert begrüßt werden. Und nachdem er sich kürzlich zum neuen Messias des israelischen Volkes ausrief, wird Trump den Applaus in Warschau womöglich dahingehend interpretieren, dass er nun auch König von Polen ist.

Doch neben Appellen an Trumps Eitelkeit wird die polnische Regierung die US-Militärpräsenz in ihrem Land bestimmt zum wichtigsten Gesprächsthema machen. Dieser Tage erscheint die Debatte um die US-Truppen in Polen manchmal so, als würde man das Land gegen Deutschland ausspielen wollen. Diese Sichtweise geht jedoch am Kern der Sache vorbei. Angesichts der zunehmend ungewissen Rolle Amerikas innerhalb der Nato steht in Wirklichkeit der europäische Zusammenhalt auf dem Spiel.

Jüngste Äußerungen hochrangiger Vertreter Amerikas  - wie des US-Botschafters in Deutschland, Richard Grenell, und der amerikanischen Botschafterin in Polen, Georgette Mosbacher – sowie Aussagen von Trump selbst verstärkten den Eindruck, dass die USA Deutschland im Vergleich zu Polen in einem ungünstigen Licht erscheinen lassen. Während die US-Regierung Deutschland wegen seiner mageren Verteidigungsausgaben kritisiert, scheint sie eifrig darauf bedacht zu sein, Polen dafür zu belohnen, dass es 2 Prozent seines BIP für Verteidigung ausgibt -  ein Ziel, zu dessen Einhaltung sich alle NATO-Mitglieder verpflichtet haben (obwohl dies derzeit nur wenige tun). Und aufgrund der jüngsten Kritik der polnischen Regierung an den deutschen Verteidigungsausgaben hat sich dieser Eindruck noch verfestigt.

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