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Was ist das Problem transformationaler Führung?

CAMBRIDGE – Der diesjährige Präsidentschaftswahlkampf in den Vereinigten Staaten ist von Forderungen der potentiellen republikanischen Herausforderer von Barack Obama geprägt, die amerikanische Außenpolitik radikal zu transformieren. Wahlkämpfe sind immer extremer als die letztendliche Realität, aber Länder sollten Vorsicht walten lassen, wenn Forderungen nach tiefgreifendem Wandel laut werden. Die Dinge laufen nicht immer so wie gewollt.

Bei den US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2000 hat die Außenpolitik fast keine Rolle gespielt. Zu Beginn seiner ersten Amtszeit im Jahr 2001 hat George W. Bush geringes außenpolitisches Interesse bewiesen, machte sich aber nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 transformierende Ziele zu eigen. Wie schon seine Vorgänger Woodrow Wilson, Franklin Roosevelt und Harry Truman hat Bush zu Demokratierhetorik gegriffen, um seine Anhänger in Zeiten der Krise um sich zu scharen.

Auch Bill Clinton hatte davon gesprochen Menschenrechten und Demokratie größere Bedeutung in der US-Außenpolitik einzuräumen, aber in den 1990er-Jahren waren die meisten Amerikaner eher auf Normalität und eine Friedensdividende nach dem Ende des Kalten Krieges aus, als auf Veränderung. Im Gegensatz dazu verkündete Bushs Nationale Sicherheitsstrategie des Jahres 2002, die unter dem Namen Bush-Doktrin bekannt wurde, dass die USA „Terroristen, wo auch immer sie sich befinden, ausfindig machen und eliminieren wird, zusammen mit den Regimen, die sie unterstützen“. Die Lösung des Terrorismusproblems bestand darin, die Demokratie überall hinzutragen.

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