86032f0346f86f400c7bb102_pa3752c.jpg Paul Lachine

Welche Wiederherstellung des Gleichgewichts?

TOKIO – Der amerikanische Ökonom Herbert Stein sagte einmal: „Alles, was nicht ewig  andauern kann, hat irgendwann ein Ende.“ Im Falle der Ungleichgewichte zwischen China und dem Westen scheint das Ende allerdings noch in weiter Ferne zu sein.

Vor fünf Jahren gab es viele Warnungen, dass die übermäßigen Ausgaben des Westens in Kombination mit unterbewerteten Wechselkursen in Asien zu untragbaren Ungleichgewichten führen würden. Zwischen 2005 und 2008 stieg Chinas bilateraler Überschuss gegenüber den  USA um 41 Prozent, sein Handelsbilanzüberschuss gegenüber Europa wuchs auf mehr als das Doppelte an. Nach einer Verringerung im Jahr 2009 stieg Chinas Überschuss im Jahr 2010 gegenüber den USA um 32 und gegenüber Europa um 16 Prozent. Wäre jemand im August 2008 eingeschlafen und im Jahr 2010 wieder aufgewacht, so hätte er gar nicht mitbekommen, dass es in der Zwischenzeit irgendeine Unterbrechung dieser wachsenden Ungleichgewichte zwischen China und dem Westen gegeben hätte.

Diese Überschüsse werden vor allem innerhalb der ostasiatischen  Produktionsnetzwerke generiert. Multinationale Konzerne in Japan, Südkorea und anderswo liefern hochwertige Teile und Komponenten nach China, wo diese zusammengebaut und in die Industrieländer exportiert werden. Die chinesische Zollbehörde stuft diese Art des Handels als aktive Lohnveredlung ein. Im Jahr 2010 wies China gegenüber Ostasien Defizite von über 100 Milliarden Dollar im Bereich der aktiven Lohnveredelung aus und Überschüsse von 100 Milliarden Dollar gegenüber Europa sowie jeweils 150 Milliarden Dollar gegenüber den USA und Hongkong. Sein gesamter Überschuss aus dem aktiven Veredelungsverkehr betrug im Jahr 2010 322 Milliarden Dollar.

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