Was die Hamas will

Während sich die Hamas mit der Regierungsbildung für die palästinensischen Gebiete abmüht, scheint sie sich eher nach den biblischen Versen im Ekklesiastes zu richten als nach den Wünschen des Nahost-Quartetts (Vereinigte Staaten, Russland, Europäische Union und Vereinte Nationen), das den Auftrag hat, eine Brücke zwischen Israel und Palästina zu schlagen. „Ein Jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“, trifft auf die aktuelle Agenda der Hamas zu, denn ihre Prioritäten und ihr Zeitrahmen sind anders als die der internationalen Gemeinschaft, die auf sofortige politische Erklärungen drängt, vor allem auf die Anerkennung des Existenzrechts Israels.

Die Hamas ist sich der politischen Verpflichtungen bewusst, die sie eingehen muss, um in der Weltgemeinschaft vollständig anerkannt zu werden, doch ziehen ihre Führer es vor, zu warten, bis sie vollkommen ermächtigt sind, bevor sie sich diesen Themen widmen. Zudem versucht die Hamas, wie die meisten Palästinenser, abzuwägen, welcher der beste Weg nach vorn im Friedensprozess ist. In ihren Augen hat der derzeitige Prozess zu jahrelangem Stillstand in den Verhandlungen geführt und die fortgesetzte Okkupation und den Diebstahl von Palästinensergebieten ermöglicht.

Als Beispiel führen die Hamas-Führer an, dass die Israelis im letzten Jahr noch nicht einmal mit dem gemäßigten Mahmud Abbas als Machthaber verhandelt haben. Von ihrem Standpunkt aus wird Israel daher mit keiner Palästinensischen Autonomiebehörde schnell Verhandlungen aufnehmen, egal, ob diese Israels Existenzrecht anerkennt oder nicht.

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