Reich President Paul von Hindenburg and Nazi leader Adolf Hitler (1933) Hulton Archive/Getty Images

Zehn Lehren aus Weimar

PRINCETON – Schon seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1949 blicken viele Deutsche mit Besorgnis auf den Zusammenbruch der Weimarer Republik in den frühen 1930er Jahren und auf den Aufstieg des Nationalsozialismus zurück. Doch sollten die Lehren aus dieser Zeit angesichts des wachsenden Drucks, unter dem viele Demokratien weltweit stehen, und des Aufstiegs des Autoritarismus auch anderswo Beachtung finden.

Beginnen wir mit der Tatsache, dass wirtschaftliche Erschütterungen – zum Beispiel Inflationsspiralen, Depressionen und Bankenkrisen – überall und zu jeder Zeit Herausforderungen für alle Regierungen darstellen. Wirtschaftliche Unsicherheit und Not verleiten die Menschen zu dem Glauben, dass jedes Regime besser sein muss als das gerade aktuelle. Dies ist eine offensichtliche Lehre nicht nur aus den Weimarer Jahren, sondern auch aus einem großen Fundus an Forschungsarbeiten zur wirtschaftlichen Logik der Demokratie.

Eine zweite wichtige Lehre ist, dass unter wirtschaftlichen Extrembedingungen das Verhältniswahlrecht die Lage verschlimmern kann. Ist die politische Landschaft eines Landes fragmentiert, führt das Verhältniswahlrecht bei Wahlen mit größerer Wahrscheinlichkeit zu einer in sich unzusammenhängenden Mehrheit normalerweise von Parteien vom linken und rechten Rand des politischen Spektrums, die „das System“ ablehnen, aber sich sonst über kaum etwas einig sind.

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