Venezuela kurz vor dem Referemdum

Am 15.Dezember 99 wird in Venezuela ein Referendum über eine neue Verfassung abgehalten. Ein überwältigendes JA wird starke Unterstützung für den Präsidenten Chavez demonstrieren, ein widerhallendes NEIN wird möglicherweise ein Chaos mit sich bringen, weil dann die kürzlich vom Präsidenten Chavez gekürzte Macht des Parlamentes wiederhergestellt werden kann. In der Tat könnte eine Ablehnung sogar einem Staatsstreich die Tore öffnen.

Venezuela sieht sich nicht nur mit politischen Problemen konfrontiert, sondern auch immensen wirtschaftlichen. Jeder hatte den Atem angehalten, um zu sehen, wie die politische Geschichte gelöst werden würde; nun hält jedermann den Atem an, um zu sehen, welche wirtschaftlichen Neuerungen Chavez sich wird einfallen lassen. Wird er alle damit überraschen, dass er eine effiziente, stabile und nach aussen gerichtete Wirtschaft ankurbeln wird? Oder wird er ein repressiver Statist sein, der die Löcher einer fadenscheinigen Wirtschaft zukleben, aber die grossen Probleme nicht in den Griff bekommen wird? Die Menschen befürchten das Schlimmste, weil sie um den stolzen Politikstil und den militärischen Hintergrund Chavez’s wissen und sein Team von Beratern kennen.

Heutzutage befindet sich Venezuela in einer schwierigen Lage. Es steht am Rande eines Abrutsches. Eigentlich gibt es nur zwei kritische und ungelöste Hindernisse, die seine Wirtschaft belastet: Eine hohe Verschuldungsrate im Land und eine überbewertete Währung. Dazu kommt die schwerwiegende zyklische Situation B, wenn eine harte Rezession einem Jahr ohne Wachstum folgt. Das führt zur Forderung nach staatlicher Unterstützung, womit meist eine schlechte finanzielle Geschichte beginnt. Auf der anderen Seite produziert Venezuela Öl und wenn der Preis über 20 Dollar bleiben sollte, dann sieht die momentane Finanzlage auch bei dem realen Umtauschkurs gut aus. Das Budget ist nicht gerade umwerfend aber dennoch nicht allzu schlecht.

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