Refugees at Colombia Venezuela border LUIS ACOSTA/AFP/Getty Image

Die Kosten eines venezolanischen Zusammenbruchs für die Region

BOGOTÁ – Die Implosion von Venezuelas großem Experiment mit dem „bolivarischen“ Sozialismus bringt derzeit eine humanitäre Krise/Flüchtlingskrise hervor, die mit denen in Europa im Jahre 2015 vergleichbar ist. Rund eine Million Venezolaner sind per Bus, Schiff und sogar zu Fuß durch gefährliches Gelände nach Kolumbien geflohen, und weitere zwei Millionen halten sich laut Schätzungen in anderen, überwiegend benachbarten Ländern auf.

Dort leben sie unter häufig verzweifelt unsicheren Umständen, mit kaum zu essen und ohne Medikamente, und schlafen, wo immer sie können. Bisher gibt es keine UN-Flüchtlingscamps, nur bescheidene Hilfen von religiösen Organisationen und anderen NGOs. Es grassieren Hunger und Krankheit.

Im Großen und Ganzen tut Kolumbien sein Bestes, um zu helfen, und versorgt diejenigen, die die Krankenhäuser der Landes aufsuchen. Sein großer informeller Wirtschaftssektor nimmt viele Flüchtlinge als Arbeitskräfte auf. Doch mit einem BIP pro Kopf von nur rund 6.000 US-Dollar (verglichen mit 60.000 Dollar in den USA) sind Kolumbiens Ressourcen begrenzt. Zudem muss die Regierung gemäß den Bestimmungen des Friedensabkommens von 2016, das ein halbes Jahrhundert brutalen Bürgerkriegs beendet hat, dringend etwa 25.000 FARC-Guerillas und ihre Familien reintegrieren.

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