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Atlantische Geschlossenheit auf dem Höhepunkt?

WASHINGTON, DC – Die europäischen Staats- und Regierungschefs atmen hörbar auf, nachdem die „rote Welle“, die sich die Republikaner bei den US-Zwischenwahlen erhofft haben, ausgeblieben ist. Während die endgültige Zusammensetzung des Repräsentantenhauses noch offen ist, haben die Demokraten die Mehrheit im Senat gehalten, und es ist bereits klar, dass der Kongress nicht von isolationistischen Anhängern von Donald Trump und Wladimir Putin überschwemmt werden wird. Doch anstatt die Zeit zum Feiern zu nutzen, müssen sich die Europäer auf den nächsten möglichen Sturm vorbereiten.

Immerhin hat Europa im vergangenen Jahr von einer außergewöhnlichen transatlantischen Geschlossenheit profitiert. Die amerikanisch-europäische Partnerschaft hat nahtlos auf Russlands Invasion in der Ukraine mit koordinierten Sanktionen reagiert, und die Vereinigten Staaten haben europäische Regierungen konsultiert, bevor sie mit dem Kreml Gespräche über die Zukunft der europäischen Sicherheit geführt haben. Der NATO, das Bündnis, das der französische Präsident Emmanuel Macron 2019 als „hirntot“ bezeichnete, geht es ausgezeichnet und sie ist bereit, Finnland und Schweden als neue Mitglieder zu begrüßen. Und die Europäer geben endlich mehr für Verteidigung aus, wobei sogar Deutschland das lange versprochene Ziel von 2% des BIP erreicht hat.

Zudem gibt es unter den Amerikanern und Europäern ein Einvernehmen über die strategische Herausforderung, die China darstellt, insbesondere jetzt, da der chinesische Präsident Xi Jinping, der mit wirtschaftlichen Drohungen und einer kriegerischen Außenpolitik regiert, seine Macht ausgebaut und gefestigt hat. Es herrscht ein starkes Gefühl, dass „der Westen wieder da ist“. Die USA und Europa nutzen eine neu entdeckte politische Einigkeit zur Unterstützung gemeinsamer Werte und einer gemeinsamen Vision von der Art von Welt, die sie wollen.

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