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Eine unverhoffte Chance – vielleicht!

BERLIN – Es sind noch zwei Wochen, bis die USA wählen werden. Es wird dies das wichtigste politische Ereignis des Jahres 2020, eine Schicksalswahl im wahrsten Sinne des Wortes, nicht nur für die Demokratie in Amerika, sondern auch für den Transatlantismus und den gesamten Westen.

Denn würde Donald Trump wiedergewählt, so darf man mit sehr guten Gründen bezweifeln, dass der Transatlantismus weitere vier Jahre einer Präsidentschaft Trumps überdauern und der Westen als solches fortbestehen würde. Dies wäre dann eine veritable Katastrophe im Jahr der großen Pandemie!

Aus heutiger Sicht spricht allerdings sehr vieles für einen Wahlsieger Biden, und damit würde sich die Chance zu einer Erneuerung des transatlantischen Westens eröffnen. Insofern stellt sich also die Frage, wie sich unter einem Präsidenten Biden die transatlantischen Beziehungen gestalten würden. Ein bloßes Zurück zum Status quo ante Trump? Sicher nicht, denn dieser Status Quo ante wird von beiden Seiten her nicht mehr möglich sein. Dazu hat sich in den vergangenen Jahren zu viel verändert, auch und gerade die Akteure selbst auf beiden Seiten des großen Wassers. Für die USA wird es auch unter Biden keine zurück zum sicherheitspolitischen Trittbrettfahren der Europäer geben. Denn es war und ist in den USA nicht nur Trump dieser Meinung, sondern eine große Mehrheit auf beiden Seiten der politischen Lagen teilte diese Sicht der Dinge. Und andererseits werden die Europäer werden den Trump-Schock nicht mehr vergessen und vermehrt auf eigene Stärke und Souveränität bauen.

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