malley2_Mark MakelaGetty Images_election Mark Makela/Getty Images

Kann Amerika eine Wahlkrise vermeiden?

BRÜSSEL – Die US-Präsidentenwahl des Jahres 2020 ist anders als alle anderen seit Menschengedenken. Frühere Wahlgänge wurden erbittert geführt und manche auch in existenziellem Vokabular beschrieben. Doch noch nie, zumindest nicht in jüngerer Vergangenheit, sahen sich die Amerikaner mit der realistischen Aussicht konfrontiert, dass der Amtsinhaber womöglich das Wahlergebnis nicht akzeptieren würde. Und nur selten bestand die Gefahr, dass parteipolitische Spaltungen in einen bewaffneten Konflikt ausarten.

Unsere Organisation, die International Crisis Group (ICG), verfügt über das Mandat, gewaltsame Konflikte - wo immer diese auch auftreten - zu beenden, zu verhindern und abzuschwächen. Während uns diese Bemühungen in den letzten 25 Jahren um die ganz Welt führten, war es in diesem Jahr notwendig, uns ganz auf die Vereinigten Staaten konzentrieren.

Wahlen sind in vielen Ländern oftmals mit der Gefahr blutig ausgetragener Konflikte verbunden.  Gründe dafür sind extreme politische Polarisierung, Interessen im Zusammenhang mit dem Winner-take-all-Prinzip, ein Wildwuchs an Waffen in den Händen bewaffneter Gruppen mit politischer Agenda und mängelbehaftete Wahlprozesse, die zahlreiche Bürger an den Ergebnissen zweifeln lassen. Unter derartigen Bedingungen können Wahlen besonders dann gefährlich werden, wenn jeder Kandidat über eine erhebliche und engagierte Basis an Unterstützern verfügt.

https://prosyn.org/XyhhXaxde