bildt93_ Chen JunxiaXinhua via Getty Images_jake sullivan Chen JunxiaXinhua via Getty Images

Wettbewerb und Koexistenz

STOCKHOLM – Wir leben in anspruchsvollen Zeiten. Insbesondere – aber nicht ausschließlich – zwischen China und den Vereinigten Staaten steigen die geopolitischen Spannungen. Und gleichzeitig besteht eine tiefe Notwendigkeit zur inklusiven globalen Zusammenarbeit, um die Pandemie zu bekämpfen und uns der Bedrohung des Klimawandels zu stellen. Wie die führenden Mächte diese miteinander konkurrierenden Ansprüche bewältigen, wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten den Kurs der globalen Entwicklung bestimmen.

In den letzten Wochen haben die USA und China versucht, ein paar Leitplanken aufzubauen, um zu verhindern, dass die wachsenden Spannungen außer Kontrolle geraten. Nach einem kürzlichen Treffen mit seinem chinesischen Amtskollegen Yang Jiechi in der Schweiz sprach Jake Sullivan, der Nationale Sicherheitsberater der USA, über die Notwendigkeit eines „verantwortungsvollen Wettbewerbs“ zwischen den beiden Ländern – eine Wortwahl, die wir bisher noch nicht gehört haben.

Aber so willkommen diese Rhetorik auch sein mag: Tatsache ist, dass Amerika und China immer noch in einer tiefen Rivalität gefangen sind. Die Entscheidung der USA, Australien mit Nuklear-U-Booten zu beliefern – was erst in vielen Jahren geschehen wird – wurde absichtlich so dargestellt, als sei sie eine große strategische Maßnahme gegen die maritime Expansion Chinas. Auf ähnliche Weise haben Beamte der EU und der USA im letzten Monat bei einem zweitägigen Treffen in Pittsburgh eine Agenda neuer Gespräche über Handel und Technologie aufgestellt, die besonders die Notwendigkeit defensiver Maßnahmen gegen China betont. Außerdem wird in Washington häufig über eine mögliche chinesische Invasion in Taiwan gesprochen, was auch viele Entscheidungen beeinflusst.

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