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Die Revolution der Kinder

LONDON – Zwei tragische Bilder aus diesem Jahr werden uns weiter verfolgen: Kapuzen tragende Henker der Terrorgruppe Islamischer Staat, die unschuldigen Opfern ihre Messer an die Kehle halten, und medizinisches Personal mit Schutzmasken, das tapfer gegen einen Ebola-Ausbruch ankämpft, auf den die Welt nicht vorbereitet war. Aber dieses Jahr wird uns eine noch weitreichendere Katastrophe hinterlassen und es wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis von Erholung die Rede sein kann: Es gibt fast zwei Millionen mehr vertriebene Kinder, die in Krisengebieten in Irak, Syrien, Gaza, der Zentralafrikanischen Republik und andernorts festsitzen.

Diese Kinder gehören jetzt zu den 25 Millionen vertriebenen Jungen und Mädchen weltweit – eine Zahl, die der Bevölkerung eines mittelgroßen europäischen Landes entspricht und die in den 70 Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nie höher war. Bilder von schutzlosen Flüchtlingskindern in desolater Lage – die vielleicht zehn Jahre oder länger nicht in ihre Heimat zurückkehren werden – sind so alltäglich geworden, dass die Welt außerstande scheint zu begreifen, was sie da sieht.

Die Misere von Flüchtlingskindern ist aber nur ein Grund, warum ein neuer Ansatz in Bezug auf Kinderrechte notwendig ist. In diesem Jahr werden schätzungsweise 15 Millionen Mädchen im Schulalter zu Kinderbräuten, die gegen ihren Willen zur Heirat gezwungen werden. Rund 14 Millionen Jungen und Mädchen unter 14 Jahren verrichten Kinderarbeit, viele von ihnen werden gezwungen, unter extrem gefährlichen Bedingungen zu arbeiten. Und 32 Millionen Mädchen wird aufgrund von Geschlechterdiskriminierung das Grundrecht verwehrt, eine Schule zu besuchen; rund 500.000 von ihnen fallen jedes Jahr dem Menschenhandel zum Opfer.

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