Erläuterungen zur globalen Wettbewerbsfähigkeit

Im November haben das Weltwirtschaftsforum und das Zentrum für Internationale Entwicklung der Havard-Universität den Global Competitiveness Report (Wettbewerbsfähigkeitsbericht) für das Jahr 2001 veröffentlicht. In der 75 Länder umfassenden Studie belegen Finnland, die Vereinigten Staaten und Kanada die Plätze eins bis drei, während Nicaragua, Nigeria und Simbabwe die Schlusslichter bilden. (Alle Ranglisten sind unter www.weforum.com ) nachzulesen.) Als mitverantwortlicher Leiter dieser jährlichen Studie werde ich oft gefragt, was Wettbewerbsfähigkeit überhaupt heißt. Gibt es unter den Ländern neben dem militärischen auch einen wirtschaftlichen Wettbewerb? Hat es überhaupt einen Sinn zu sagen, Finnland sei wettbewerbsfähiger als beispielsweise Deutschland oder Italien?

In unserem Bericht wird Wettbewerbsfähigkeit ganz präzise definiert: nämlich als die Fähigkeit eines Landes mittelfristig – also in einem Zeitraum von fünf Jahren – ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu erreichen. Diese Definition bedeutet allerdings nicht, dass die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes gleichzeitig etwas über fehlende Wettbewerbsfähigkeit eines anderen Landes aussagt. Mit besseren politischen Strategien könnten alle Länder der Erde gleichzeitig ein höheres Wachstum erzielen. Dennoch ist es sinnvoll, eine Rangliste der Länder im Hinblick auf ihre Wachstumsfähigkeit zu erstellen. Jedes Land ist interessiert daran zu erfahren, ob seine politischen Strategien und öffentlichen Institutionen mit denen anderer Länder in Bezug auf ihre Fähigkeit ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu erzielen, mithalten können.

In mancher Hinsicht ist Wirtschaftswachstum mit einem sportlichen Wettkampf vergleichbar, bei dem die Gewinne eines Landes oder einer Region zu Lasten eines anderen Landes oder einer anderen Region gehen. Länder wetteifern beispielsweise um international mobiles Kapital. Je mehr ein Land an ausländischen Direktinvestitionen für sich gewinnen kann, desto weniger bekommt ein anderes Land. Völlig klar wird dies, wenn sich Länder um ein bestimmtes Investitionsprojekt bewerben. Wenn Intel ein neues Halbleiterwerk plant, werden verschiedene Länder eingeladen, Angebote zu unterbreiten. Der Wettbewerb um den Zuschlag ist hart und vielfach wird auch mit Steuerbegünstigungen, Infrastrukturverbesserungen und sogar mit Studienplananpassungen an der örtlichen technischen Universität geworben.

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