Ceramic model of bag of money Ceramic bag of money/Pixabay

Das weltweite Geldsystem, das keines ist

NEW DELHI – Zum Ende des Jahres 2015 gibt es weltweit nur wenige Bereiche mit gesundem Wachstum. In einer Zeit, in der sowohl die Industrie- als auch die Entwicklungsländer starkes Wachstum brauchen, um innenpolitisch stabil zu bleiben, ist dies eine gefährliche Situation. Sie spiegelt eine Vielzahl von Faktoren wider, darunter ein schwaches Produktivitätswachstum in den Industriestaaten, den Schuldenüberhang aus der Großen Rezession, und die Notwendigkeit, das exportorientierte Wachstum der Schwellenländer zu überdenken.

Wie also wirkt man einer schwachen Nachfrage entgegen? Theoretisch sollten niedrige Zinsen sowohl die Investitionen anschieben als auch Arbeitsplätze schaffen. Wenn in der Praxis aber die Konsumentennachfrage weiterhin durch den Schuldenüberhang gebremst wird, könnte dies dazu führen, dass die Realrenditen neuer Investitionen zusammenbrechen. Die neutrale Realrate, die vor einem Jahrhundert von Knut Wicksell definiert wurde und die etwa dem Zinssatz entspricht, mit dem die Wirtschaft bei stabiler Inflation wieder zur Vollbeschäftigung gelangt, könnte sogar negativ sein. Dies erklärt, warum unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen wie quantitative Lockerungen bei Zentralbanken so beliebt sind. Die Hinweise darauf, dass diese Maßnahmen die Inlandsnachfrage und den Konsum ankurbeln, sind aber bestenfalls vage.

Ein weiterer verführerischer Weg zur Stimulierung der Nachfrage besteht darin, dass die Regierungen mehr für Infrastruktur ausgeben. In den Industriestaaten allerdings wurden die meisten der offensichtlichen Investitionen bereits getätigt. Zwar kann jeder die Notwendigkeit erkennen, bestehende Infrastruktur zu reparieren oder zu ersetzen (wofür Brücken in den Vereinigten Staaten ein gutes Beispiel sind), aber fehlgeleitete Ausgaben steigern die Angst der Öffentlichkeit vor Steuererhöhungen, was zu höheren Sparquoten der Privathaushalte und zu geringeren Unternehmensinvestitionen führt.

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