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Der Euro am Beginn des dritten Jahrzehnts

MÜNCHEN – Wenn man den Zeitpunkt der unwiderruflichen Festlegung der Wechselkurse im Mai 1998 als Startpunkt setzt, ist der Euro nun zwanzig Jahre alt. Das erste Jahrzehnt war Party in Südeuropa, im zweiten herrschte Katerstimmung und das dritte steht im Zeichen einer zunehmenden politischen Radikalisierung.

Die Party kam durch den billigen Kredit zustande, den die Kapitalmärkte Südeuropa unter dem Schutz des Euro zur Verfügung stellten. Plötzlich war Geld genug da, die Gehälter der Staatsbediensteten und die Renten zu erhöhen und außerdem mehr private Konsum- und Investitionsausgaben zu finanzieren.

Die Geldflut erzeugte inflationäre Wirtschaftsblasen, die am Ende des ersten Jahrzehnts platzen, als die Lehman-Krise auch Europa erfasste. Zurück blieben völlig überteuerte Torsos einst halbwegs wettbewerbsfähiger Volkswirtschaften, die in ernste Schwierigkeiten gerieten, weil sich die Kapitalmärkte einer Fortführung der Kreditfinanzierung verweigerten.

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