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Der andere Putin vor der Haustür Europas

BERLIN – Ist die Türkei das neue Russland? Diese Frage wird in den europäischen Hauptstädten zunehmend gestellt, da die Außenpolitik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan zunehmend aggressiver wird. Erdoğan nutzt nicht nur die Migration, um die Europäische Union zu bedrohen und zu betrügen, sondern setzt auch militärische Macht ein, um den Einflussbereich der Türkei auf die gesamte Region auszudehnen.

Seit dem Ende des Kalten Krieges haben die Europäer die regionale Sicherheit durch eine unipolare westliche Linse betrachtet. Während die NATO die militärische Sicherheit garantierte, sorgte die EU mit ihrem 80.000 Seiten starken Regelwerk für alles von LGBTQ-Rechten bis hin zu Rasenmäher-Sound-Verordnungen für Rechtsordnung. In den 1990er Jahren ging man allgemein davon aus, dass die beiden großen nichtwestlichen regionalen Akteure, Russland und die Türkei, nach und nach an diese Regelungen herangeführt werden würden.

Doch in den letzten 15 Jahren ist der Traum von der europäischen Unipolarität einer multipolaren Realität gewichen. Sowohl Russland als auch die Türkei haben eine lange, quälende Hassliebe zu Europa, und beide sind unter nationalen Machthabern, welchen die Verachtung für die Normen und Werte der EU gemeinsam ist, durchsetzungsfähiger geworden.

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