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Trump könnte die globale Erholung abwürgen

NEW YORK – Wie sehen die aktuellen Aussichten für die Weltwirtschaft im Vergleich zu denen von vor einem Jahr aus? 2017 durchlief die Weltwirtschaft eine synchrone Expansion, bei der sich das Wachstum sowohl in den hochentwickelten Volkswirtschaften als auch in den Schwellenmärkten beschleunigte. Zudem war die Inflation trotz des stärkeren Wachstums zahm, wenn nicht gar im Fallen begriffen. Dies galt selbst für Volkswirtschaften wie die USA mit ihren zunehmend angespannten Waren- und Arbeitsmärkten.

Das stärkere Wachstum bei weiterhin unter dem Zielwert liegender Inflation machte es möglich, die unkonventionelle Geldpolitik entweder uneingeschränkt fortzusetzen (wie in der Eurozone und Japan) oder sie ganz allmählich zurückzufahren (wie in den USA). Die Kombination aus starkem Wachstum, niedriger Inflation und einer lockeren Geldpolitik implizierte zugleich eine nur geringe Marktvolatilität. Und die ebenfalls sehr niedrigen Renditen von Staatsanleihen beflügelten die animalischen Instinkte der Anleger und trieben den Kurs vieler riskanter Anlagen in die Höhe.

Während US-amerikanische und globale Aktien hohe Renditen abwarfen, waren die politischen und geopolitischen Risiken überwiegend unter Kontrolle. Die Märkte räumten US-Präsident Donald Trump während seines ersten Amtsjahres einen Vertrauensvorschuss ein, und die Anleger feierten seine Steuersenkungen und Deregulierungsmaßnahmen. Viele Kommentatoren argumentierten sogar, dass das Jahrzehnt der „neuen Mittelmäßigkeit“ und der „säkularen Stagnation“ dabei sei, einer neuen „Goldlöckchen“-Phase stetigen, höheren Wachstums Platz zu machen.

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