Chinese factory workers Fred Dufour/AFP/Getty Images

Zwingt die Protektionisten, Farbe zu bekennen

BRÜSSEL – Die meisten Berichte der letzten Jahre über die Globalisierung haben sich auf deren Probleme konzentriert, wie den Rückgang beim Handel und den Rückzug aus überregionalen Handelsvereinbarungen. Tatsächlich hat US-Präsident Donald Trump inzwischen die Trans-Pazifische Partnerschaft (TPP) – ein Handelsabkommen zwischen einem Dutzend Pazifik-Anrainerstaaten, zu denen auch die USA und Japan gehörten – gekündigt, und die Verhandlungen über die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) zwischen den USA und der Europäischen Union sind zum Stillstand gekommen.

Doch Überschriften können in die Irre führen. Obwohl neue Handelsabkommen Kontroversen auslösen können, ist es höchst unwahrscheinlich, dass der Protektionismus sich durchsetzen wird. Dies gilt selbst für die USA, wo Trump aufgrund seines Versprechens gewählt wurde, gegenüber wichtigen Handelspartnern wie Mexiko und China härtere Saiten aufzuziehen. Bisher hat die Trump-Regierung nichts getan, was nahelegen würde, dass eine neue Ära des Protektionismus bevorsteht. Und in Europa wird der Nutzen der wirtschaftlichen Öffnung weithin anerkannt, und es laufen derzeit Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Japan.

Die meisten entwickelten Länder sind heute nach wie vor relativ offen, und dieses Muster dürfte Bestand haben. Ein neuer, steiler Anstieg der Unterstützung für eine protektionistische Politik würde eine Koalition machtvoller Interessengruppen erfordern, die eine auf eine Änderung des Status quo zielende Kampagne organisieren. Wer also würde angesichts der Tatsache, dass die durchschnittlichen Zolltarife ein vernachlässigbar niedriges Niveau (von unter 3% sowohl für die USA als auch die EU) aufweisen, ein Drängen auf höhere Zollschranken unterstützen?

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