rogoff169_Justin Sullivan_Getty Images Justin Sullivan/Getty Images

Schadet Trumps Politik dem langfristigen US-Wirtschaftswachstum?

CAMBRIDGE – Präsident Donald Trump schlägt sich regelmäßig auf die Brust und beansprucht jeden neuen Anstieg der schnell wachsenden US-Wirtschaft für sich. Doch haben US-Präsidenten, was die Wirtschaftsleistung angeht, deutlich mehr Einfluss auf die langfristigen Trends als auf kurzfristige Schwankungen.

Natürlich haben Trumps Steuersenkungen und Ausgabesteigerungen für ein paar zusätzliche, kurzfristige Konjunkturimpulse gesorgt. Dasselbe gilt anscheinend auch für ausländische Käufer von US-Produkten wie Sojabohnen, die sich beeilen, ihre Lager aufzufüllen, bevor der Zollkrieg so richtig losgeht. Trotzdem ist es nicht einfach, eine 20-Billionen-Dollar-Volkswirtschaft in Schwung zu bringen – nicht einmal, wenn man dabei ein Haushaltsdefizit von fast einer Billion Dollar fährt, wie das derzeit die Trump-Regierung tut. Tatsächlich lässt sich argumentieren, dass kurzfristige Schwankungen bei den Lagerbeständen das Wachstum genauso sehr gedrückt haben, wie andere Faktoren es vorübergehend in die Höhe geschraubt haben.

In einem von Streitlust geprägten politischen Umfeld ist es nicht leicht, langfristig zu denken. Doch dank der Magie des Zinseszinses haben Maßnahmen, die das langfristige Wachstum marginal steigern, große Auswirkungen. Die Deregulierungspolitik im Transportwesen der Regierung von Präsident Jimmy Carter Ende der 1970er Jahre etwa bereitete den Boden für die Internetrevolution im Einzelhandel. Präsident Ronald Reagans massive Steuersenkungen in den 1980er Jahren trugen dazu bei, das US-Wachstum in den Folgejahrzehnten wiederherzustellen (aber verschärften zugleich Ungleichheitstrends). Und Präsident Barack Obamas (und zuvor Präsident George W. Bushs) Bemühungen, die von der Finanzkrise von 2008 ausgehenden Schäden zu begrenzen, bilden die Grundlage der starken Konjunktur, für die Trump jetzt die Lorbeeren einzuheimsen sucht.

https://prosyn.org/9ghSlSpde