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Trumps Effekt auf die US-Außenpolitik

CAMBRIDGE – Das Verhalten von US-Präsident Donald Trump auf dem jüngsten G7-Gipfel in Biarritz wurde von vielen Beobachtern als nachlässig und destabilisierend kritisiert. Andere argumentierten, dass Presse und Kommentatoren Trumps persönlichen Mätzchen, Tweets und politischen Spielchen zu viel Aufmerksamkeit schenken. Langfristig würden die Historiker diese als bloße Kavaliersdelikte betrachten. Die wichtigere Frage sei, ob sich die Trump-Präsidentschaft als bedeutender Wendepunkt in der amerikanischen Außenpolitik erweise oder als unbedeutende historische Abweichung.

Die aktuelle Debatte über Trump lässt eine langjährige Frage wieder aufleben: Sind bedeutende historische Entwicklungen das Produkt menschlicher Entscheidungen oder sind sie weitgehend das Ergebnis überwältigender struktureller Faktoren, die durch wirtschaftliche und politische Faktoren außerhalb unserer Kontrolle hervorgerufen werden?

Einige Analysten vergleichen den Fluss der Geschichte mit einem reißenden Strom, dessen Verlauf durch Klima, die Niederschläge, Geologie und Topografie bestimmt wird und nicht durch das, was dieser Strom mit sich führt. Doch selbst, wenn dem so wäre, sind menschliche Akteure keine bloßen Ameisen, die sich an einen von der Strömung dahingespülten Baumstamm klammern. Sie ähneln eher Wildwasser-Raftern, die versuchen, zu steuern und Zusammenstöße mit Felsen abzuwehren, und die dabei gelegentlich kentern und manchmal erfolgreich auf ein gewünschtes Ziel zusteuern.

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