legrain33_Mark WilsonGetty Images_trump orban Mark Wilson/Getty Images

Populismus nach Trump

LONDON – Bevor er US-Präsident wurde, baute sich Donald Trump mit dem Spruch „You’re fired“ (Du bist gefeuert) eine Reality-TV-Persona auf. Jetzt haben die Amerikaner Trump gefeuert. Zugleich hat seine Niederlage nationalistischen Populisten in Europa und anderswo einen verheerenden Schlag versetzt. Könnte sich dieser als tödlich erweisen?

Die als Brutstädte des populistischen Nationalismus wirkenden Sümpfe wurden nicht trockengelegt. Zu viele Menschen sind noch immer frustriert über ihren empfundenen (oder befürchteten) wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Statusverlust und haben das Gefühl, von den etablierten Politikern missachtet oder schlechtgeredet zu werden. Stagnierende Löhne, Deindustrialisierung und wirtschaftliche Ungerechtigkeit bleiben ernste Herausforderungen. Viele sind überzeugt, dass Einwanderung und kultureller Wandel ihre Sicherheit und ihre Lebensweise bedrohen. Die COVID-19-Krise hat diese Ängste verstärkt.

Die Hartnäckigkeit dieser Ängste und Frustrationen spiegelt sich in den US-Wahlergebnissen wider. Obwohl der designierte US-Präsident Joe Biden über fünf Millionen Stimmen mehr erhielt als Trump – ein Vorsprung von 3,4 Prozentpunkten –, haben doch mehr als 72 Millionen Amerikaner dem scheidenden Präsidenten ihre Stimme gegeben.

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