Beijing sunrise Jie Zhao/Getty Images

Die Kindleberger-Falle

CAMBRIDGE – Während der designierte US-Präsident Donald Trump die Politik seiner Regierung gegenüber China vorbereitet, sollte er sich vor zwei großen Fallen der Geschichte in Acht nehmen. Die vom chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping zitierte „Thukydides-Falle“ bezieht sich auf die Warnung des altgriechischen Historikers, dass ein verheerender Krieg ausbrechen kann, wenn sich eine Weltmacht (wie die Vereinigten Staaten) zu sehr vor einer aufsteigenden Macht (wie China) fürchtet. Und dann ist da noch die „Kindleberger-Falle“, über die sich Trump Gedanken machen sollte: Ein China, das zu schwach zu sein scheint, und nicht zu stark.

Charles Kindleberger zufolge, einem der geistigen Väter des Marshallplans, der später am MIT lehrte, ist das verheerende Jahrzehnt der 1930er darauf zurückführen, dass es die USA versäumten, die britische Rolle bei der Bereitstellung globaler öffentlicher Güter zu übernehmen als sie Großbritannien als größte Weltmacht ablösten. Die Folge waren der Zusammenbruch des globalen Systems und die Weltwirtschaftskrise, Völkermord und Weltkrieg. Wird die wachsende Macht China heute dazu beitragen, globale öffentliche Güter bereitzustellen?

Auf innenpolitischer Ebene sorgen Regierungen für öffentliche Güter wie Polizeiarbeit oder eine saubere Umwelt, von denen alle Bürger profitieren können und von denen niemand ausgeschlossen wird. Auf globaler Ebene werden öffentliche Güter – wie etwa ein stabiles Klima, die Stabilität des Finanzsystems oder die Freiheit der Meere – von Koalitionen, angeführt von den größten Mächten, zur Verfügung gestellt.

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