Income disparity US Mario Tama/Getty Images

Das braucht die amerikanische Wirtschaft von Trump

NEW YORK – Donald Trumps überraschender Sieg bei den Präsidentenwahlen in den Vereinigten Staaten ließ ein Faktum überdeutlich hervortreten: zu viele Amerikaner – insbesondere männliche, weiße Amerikaner – haben das Gefühl, auf der Strecke geblieben zu sein. Es ist allerdings nicht nur ein Gefühl; viele Amerikaner sind tatsächlich auf der Strecke geblieben. Das ist an den Daten nicht weniger deutlich zu erkennen als an ihrer Wut. Und worauf ich wiederholt hingewiesen habe: ein Wirtschaftssystem, das für große Teile der Bevölkerung nicht „liefert“, ist ein gescheitertes Wirtschaftssystem. Was sollte der designierte Präsident Trump nun also dagegen unternehmen?

In den letzten gut dreißig Jahren wurden die Regeln des amerikanischen Wirtschaftssystems so umgeschrieben, dass sie wenigen Menschen ganz oben zugute kommen, der Wirtschaft insgesamt und vor allem den unteren 80 Prozent allerdings schaden. Die Ironie des Wahlsieges Trumps besteht darin, dass es ja die mittlerweile von ihm angeführte Republikanische Partei war, die auf extreme Globalisierung drängte und gegen jene politischen Rahmenbedingungen mobil machte, die das mit der Globalisierung verbundene Trauma hätten lindern können. Doch was zählt, ist die Geschichte: China und Indien sind nun in die Weltwirtschaft integriert. Außerdem hat sich die Technologie so rasch weiterentwickelt, dass die Zahl der Arbeitsplätze in der Fertigung weltweit rückläufig ist.

Daraus folgt: es besteht keine Möglichkeit für Trump eine substanzielle Zahl gut bezahlter Jobs in der Fertigung wieder zurück in die USA zu bringen.  Er kann wohl die Fertigung zurückbringen – die hochentwickelte Fertigung wohlgemerkt  – aber die Zahl dieser Arbeitsplätze wird sich in Grenzen halten. Und er kann die Jobs wieder zurückbringen, aber dabei wird es sich um schlecht bezahlte Tätigkeiten handeln und nicht um die einträglichen Jobs der 1950er Jahre.

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