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Nigerias toxisches Patriarchat

IBADAN, NIGERIA – Um die Gleichheit der Geschlechter zu erreichen und entsprechend dem Ziel nachhaltiger Entwicklung Nr. 5 bis 2030 allen Frauen und Mädchen mehr Macht zu geben, müssen die meisten Länder noch einen langen Weg zurücklegen. Aber für ein Land wie Nigeria – wo Politik, Wirtschaft und Gesellschaft von toxischer Männlichkeit dominiert werden – ist die Herausforderung besonders hoch.

Mit „toxischer Männlichkeit“ wird ein Verhalten beschrieben, das sich an Normen „männlichen“ Verhaltens orientiert – wie die Unterdrückung von Emotionen (außer vielleicht Wut) und die Dominanz über andere. Den Männern, die entsprechend sozialisiert sind, schaden solche Normen. Sie hindern sie daran, das volle Spektrum menschlicher Emotionen, Verhaltensweisen und Identitäten zu erforschen. Aber am meisten leiden die Frauen darunter: Durch ihre untergeordnete, gehorsame Rolle werden ihre Möglichkeiten erheblich eingeschränkt, und sie werden häufig Opfer von Gewalt.

Wenn Menschen, die nie lernen, mit ihren Emotionen umzugehen, übermäßige kulturelle, rechtliche oder auch körperliche Macht bekommen, lassen sie häufig ihre Frustrationen und Ängste an den weniger Mächtigen aus. In Gboko im nordnigerianischen Bundesstaat Benue wurde beispielsweise vor kurzem eine Frau von ihrem betrunkenen Ehemann getötet. Vorher war sie zu ihrer Schwester gezogen und kam zu spät von der Arbeit nach Hause. Dies nährte den Verdacht des Mannes, seine Frau sei ihm untreu, und er wurde wütend. Seit er arbeitslos wurde, war das Selbstbewusstsein des Ehemannes – das entscheidend von seiner „männlichen“ Rolle als Brotverdiener und Haushaltsvorstand abhing – entscheidend beeinträchtigt. Als er also glaubte, seine Frau habe seine „Ehre“ bedroht, tat er, was Männer „tun sollten“: Er „erteilte ihr eine Lektion“, indem er sie stundenlang schlug, wie er es bereits drei Jahre zuvor in der Öffentlichkeit getan hatte.

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