Ein Konsens für Syrien

MADRID – Mit jedem Tag wächst das Gefühl, dass sich das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad einem kritischen Punkt nähert. Kofi Annan, Sondergesandter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga, hat seine Bemühungen einen international vereinbarten Sechs-Punkte-Plan zur Beendigung der Gewalt umzusetzen als hoffnungslos aufgegeben. Jetzt muss die internationale Gemeinschaft ernsthaft darüber nachdenken, wie sie die Gefahren minimieren kann, die dem Konflikt in Syrien innewohnen.

Mangelnde Einigung innerhalb des UN-Sicherheitsrates hat den Konflikt verlängert und dazu beigetragen, sein Wesen zu verändern. Was als Volksaufstand begonnen hat, der durch die Forderungen des Arabischen Frühlings inspiriert worden ist, hat eine zunehmend religiöse und radikale Färbung angenommen. Darin spiegelt sich der Verlust der Hoffnung auf internationale Unterstützung wider und das Erzielen einer Verhandlungslösung wird zugleich erschwert.

Insbesondere die Gefahr sunnitischer Vergeltungsschläge gegen die alawitische Minderheit wächst, die 12% der Bevölkerung stellt, aber die Regierung, die Wirtschaft und die Armee kontrolliert. Die Alawiten, die ihren Status als Bürger zweiter Klasse erst überwunden haben, als  die Baath-Partei von Präsident Assad 1963 an die Macht gelangte, sind inzwischen überzeugt, dass ihr Überleben an das des Regimes gekoppelt ist.

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