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Noch immer zu groß zum Scheitern

WASHINGTON, DC – Fast sieben Jahren nach Ausbruch der Finanzkrise und mehr als fünf Jahre nach Verabschiedung des so genannten Dodd-Frank-Gesetzes zur Reform des Finanzsystems in den USA ist die eigentliche Ursache der Krise - die Existenz systemrelevanter Banken - noch immer nicht behoben. So lange, wie es Banken gibt, die zu groß sind, um zu scheitern, ist eine weitere Katastrophe lediglich eine Frage der Zeit.

Den Begriff „zu groß zum Scheitern” gibt es zwar schon seit mehreren Jahrzehnten, aber im Zuge des Zusammenbruchs von Lehman Brothers im September 2008 war er plötzlich in aller Munde. Als sich die Probleme wie ein Lauffeuer in das gesamte Finanzsystem verbreiteten, entschied die US-Regierung, dass einige Banken und andere Finanzinstitute im Verhältnis zur Wirtschaft so groß waren, dass sie „systemrelevant” wurden, und dass man nicht zulassen dürfe, dass sie in Konkurs gehen. Lehmann verschwand, aber unter anderen AIG, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America wurden durch unterschiedliche Formen massiver - und beispielloser - staatlicher Unterstützung gerettet.

Das offizielle Motto damals war „nie wieder”, was politisch und wirtschaftlich durchaus sinnvoll war. Diese großen Finanzunternehmen erhielten Unterstützung in einem Ausmaß, das der Privatwirtschaft außerhalb des Finanzsektors normalerweise nicht zur Verfügung steht, und ganz bestimmt nicht Familien, deren Vermögenswerte (ihre Häuser) geringer waren als ihre Schulden (ihre Hypotheken).

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