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Deng Xiaopings Sieg

NEW YORK – Chinas enorme Protestbewegung im Frühjahr 1989, die sich um den Platz des himmlischen Friedens in Peking herum konzentrierte (aber nicht auf diesen beschränkt war), scheint die gescheiterte antikommunistische Revolte zu sein. Während ihrer brutalen Niederschlagung am und nach dem 3. und 4. Juni erlangte Mitteleuropa seine politische Freiheit – zuerst Polen und Ungarn und anschließend, ab Herbst, die DDR, die Tschechoslowakei, Bulgarien und, gewaltsam zwar und relativ undemokratisch, Rumänien. Innerhalb der nächsten zwei Jahre fiel dann schließlich die von Michail Gorbatschows Reformen aufgebrochene Sowjetunion in sich zusammen.

Diese demokratischen Revolutionen folgten den nach „People Power“ strebenden Rebellionen in Nordost- und Südostasien ein paar Jahre zuvor. Was war das Leben in jenen Tagen doch für eine Freude. Francis Fukuyama war nicht der einzige Amerikaner, der glaubte, die freiheitliche Demokratie hätte ein für alle Mal gewonnen. Es gäbe keine Alternative zur weithin als natürliche Symbiose betrachteten Verbindung zwischen Kapitalismus und offenen Gesellschaften; das Eine könne ohne das Andere nicht existieren. Wenn die Mittelschicht erst einmal ihre wirtschaftliche Freiheit hätte, würde die wahre Demokratie mit Sicherheit folgen.

So ausgeprägt war das Gefühl freiheitlichen Triumphes nach dem Kalten Krieg, dass viele westliche Länder – besonders die USA – keinen Grund mehr sahen, die animalischen Instinkte des freien Unternehmertums mit einer Menge staatlicher Regeln in Schranken zu halten. Dies war zugleich die von verschiedenen Evangelisten des Neoliberalismus ins postkommunistische Europa getragene Botschaft.

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