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Das unwürdige eine Prozent?

CHICAGO – Erstaunlich, wie das geflügelte Wort des “einen Prozents” von Großverdienern in den Vereinigten Staaten und anderswo die Runde macht. In den USA umfasst dieses 1% alle diejenigen, die 2006 über ein Haushaltseinkommen von mindestens 386.000 USD verfügten. In der öffentlichen Wahrnehmung ist es mit skrupellosen Unternehmertitanen, gierigen Bankern und Insider-Geschäfte tätigenden Hedge-Fonds-Managern bevölkert. Nach Auffassung einiger progressiver Ökonomen scheint die Antwort auf alle derzeitigen amerikanischen Probleme darin zu liegen, die 1% zu besteuern und das Geld an alle anderen zu verteilen.

Natürlich liegt dieser Einschätzung die Ansicht zugrunde, dass dieses Einkommen unrechtmäßig erworben wurde, ermöglicht nur durch Steuersenkungen der Bush-Regierung, das kaputte Unternehmenssystem und das von Interessenskonflikten verseuchte Finanzsystem. Die 1% haben ihr Geld nicht durch die Herstellung echter Dinge hart erarbeitet, also schadet es nicht, es ihnen wegzunehmen.

Sicher steckt ein Funken Wahrheit hinter dieser Karikatur. So gewähren Konzerne zu vielen ihrer Manager trotz schwacher Leistung hohe Bezüge, insbesondere im Finanzsektor. Aber hier werden zu viele über einen Kamm geschoren, und der Reduktionismus hinter dieser Ansicht hat etwas zutiefst Beunruhigendes.

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