Der paranoide Stil der russischen Politik

Eine alte Redensart unter Moskauer Politikern besagt, dass die Beziehungen zwischen den USA und Russland immer dann besser sind, wenn im Weißen Haus ein Republikaner regiert: Wir sind Staatsmänner, und die Republikaner sind Staatsmänner. Weil wir beide an die Macht glauben, ist es für uns einfach, einander zu verstehen.

Das Problem mit dieser Redensart ist das ihr zugrunde liegende paranoide Denken, denn sie impliziert, dass sich das Wesen der russisch-amerikanischen Beziehungen seit dem Ende des Kalten Krieges nicht grundlegend geändert hat – dass die Animositäten, die zwischen den beiden Ländern bestehen, die zwischen zwei einander für alle Zeit unerbittlich gegenüberstehenden geopolitischen Kontrahenten sind. Die Russen, so scheint es, sind nur dann mit sich zufrieden, wenn sie im direkten Wettstreit mit der weltgrößten Macht stehen. Tatsächlich betrachtet der russische Präsident Wladimir Putin den Zusammenbruch der Sowjetunion als „die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts.“

Infolge dieses Denkens haben zentrale Elemente innerhalb der russischen Elite mit aller Macht – und insbesondere in den letzten Jahren mit einem gewissen Erfolg – versucht, eine Schädigung der russisch-amerikanischen Beziehungen herbeizuführen. Der Kreml scheint darauf bedacht zu sein, die USA systematisch zu behindern, und zwar selbst dort, wo eine derartige Obstruktion nicht in Russlands eigenem nationalen Interesse zu sein scheint.

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