Die neue Babyboom-Generation

Entfremdete und arbeitslose Jugendliche geben überall Anlass zur Unruhe. Eine besondere Herausforderung stellen sie in den Entwicklungsländern dar, wo es derzeit zu einer demografischen Zunahme kommt, die jener der „geburtenstarken Jahrgänge“ im Westen nach dem Zweiten Weltkrieg entspricht. Allerdings war die Nachkriegsära in den am weitesten entwickelten Ländern der Welt für die sich nun der Pensionierung nähernde Babyboom-Generation eine Zeit nie da gewesenen Wohlstands. Sieht die Zukunft für die mehr als eine Milliarde Jugendlichen in den Entwicklungsländern im Alter zwischen 12 und 24 Jahren ebenso viel versprechend aus?

Die Regierungen überall in den Entwicklungsländern müssen dringend eine geeignete Mischung aus Investitionen und politischen Strategien entwickeln, um ihre jungen Leute zu unterstützen, eine Ausbildung zu erlangen, Arbeit zu finden, gesund zu bleiben, Familien zu gründen und sich staatsbürgerlich zu betätigen. Falls sie es richtig hinbekommen, wird der Lohn enorm sein: eine beschleunigte Entwicklung, da ihre Volkswirtschaften die Vorteile einer zunehmenden Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter ernten, und eine niedrigere Nichterwerbstätigenquote. In Ostasien soll diese „demografische Dividende“ bereits einen Beitrag von mehr als einem Viertel zum regionalen Wirtschaftswachstum leisten.

Die Entwicklungsländer haben bereits viel in die Kinder investiert. Ihre jungen Leute sind deshalb besser ausgebildet und gesünder als frühere Generationen. Mehr als 80% der Kinder besuchen heute die Grundschule – gegenüber 50% im Jahre 1970. Im selben Zeitraum fiel die Säuglingssterblichkeit von mehr als 10% auf jetzt 6,5%. Nun jedoch müssen die Regierungen über Investionen in die Kinder hinausgehen und beginnen, die neue Generation junger Leute zu fördern.

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