Faire Rettung der Finanzwelt

BERKELEY – Man betrachtet eine Finanzkrise vielleicht am besten als Zusammenbruch der Risikotoleranz der Investoren an den privaten Finanzmärkten. Vielleicht ist der Zusammenbruch auf miserable interne Kontrollen in Finanzunternehmen zurückzuführen, die – gebettet auf implizite staatliche Garantien – ihre Mitarbeiter mit riesigen Belohnungen für riskantes Verhalten überhäufen. Oder eine lange Glückssträhne hat eventuell dazu geführt, dass der Finanzmarkt von verrückten Optimisten beherrscht ist, denen dies endlich klargeworden ist. Oder vielleicht geht er einfach auf unbegründete Panik zurück.

Was auch immer die Ursache war – wenn die Risikotoleranz des Marktes zusammenbricht, folgen ihr auch die Preise für riskante finanzielle Vermögenswerte. Jeder weiß, dass in finanziellen Vermögenswerten immense nicht realisierte Verluste stecken, aber niemand kann sicher sagen, wo genau sich diese Verluste befinden. Riskante Vermögenswerte in so einer Situation zu kaufen – ja, selbst sie zu besitzen – ist ein Rezept für ein Finanzdesaster. Ebenso verhält es sich mit dem Kauf oder Besitz von Anteilen an Firmen, die unter Umständen über riskante Vermögenswerte verfügen, unabhängig davon, für wie „sicher“ die Aktie einer Firma vorher gehalten wurde.

Dieser Preiseinbruch bei riskanten finanziellen Vermögenswerten würde den Rest von uns nicht besonders interessieren, hätte er nicht das Preissystem völlig durcheinandergebracht, was eine seltsame Botschaft an die Realwirtschaft aussendet. Das Preissystem sagt: Beendet alle riskanten Produktionsaktivitäten und unternehmt keine neuen Aktivitäten, die riskant sein könnten.

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